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  • Die Lärmverschmutzung
  • Lautlos Kommunizieren, das ist möglich!

Die Lärmverschmutzung

Weit weg von den grossen Strassenachsen und grossen Agglomerationen verbringen die ländlichen Bewohner des Gartens der Minenarbeiter ein recht ruhiges Leben. Nun gut, ein bisschen Lärm gibts manchmal, wenn Ihr alle – vor allem an sonnigen Wochenenden im Juli – dieses kleine Paradies entdecken kommt! Kein Vergleich hingegen mit dem, was ihre städtischen Verwandten aushalten müssen!

Wie Ihr wisst, werden unsere Städte immer lauter: Baulärm, Verkehr, Autobahnen, Flughäfen… ständig gibt es einen menschlich verursachten Lärmpegel: Man nennt dies Lärmverschmutzung. Das gibt es wirklich! Diese Art der Verschmutzung kann vielerlei Auswirkungen haben, meistens schädlich für die Tierwelt, insbesondere für die Vögel.

Schreien oder schweigen

Indem sie hauptsächlich Stimme und Gesang zur Kommunikation einsetzen, müssen sie sich etwas einfallen lassen, um ihre Botschaften in einem immer lärmigeren Umfeld weiterhin übermitteln zu können.

Einige beginnen, lauter zu singen, andere haben sich entschieden, zu schweigen; die kleinen Vögel singen in höheren Frequenzen, um sich im allgemeinen Stimmengewirr bemerkbar zu machen. Alle diese Anpassungen, insbesondere das grössere Stimmvolumen, bedingen viel Energieaufwand. Vögel in lärmiger Umgebung haben deshalb die Tendenz, kürzer zu singen oder den Gesang zu vereinfachen, um sich nicht zu überanstrengen.

Gewisse Vogelarten können ihre biologische Uhr anpassen und beginnen früher am Morgen zu singen, wenn noch Stille herrscht.

Was für ein Stress für so kleine Erdbewohner…

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Der Rotkehlchen singt schärfer, um sich vom Umgebungslärm zu lösen.

Weniger Erfolg

Ein Männchen, das weniger lang singt, hat schlechtere Aussichten, ein Weibchen für die Fortpflanzung zu erobern. Welche Strategie auch immer gewählt wird, um dem Lärm zu entfliehen, der Fortpflanzungserfolg kann davon beeinträchtigt sein. Studien belegen, dass in sehr lauten Zonen, wie zum Beispiel in der Nähe von Flughäfen, die Vogeleltern kleinere Junge haben, weil sie zögern, das Nest zur Futtersuche zu verlassen.

Pflanzen mögen keinen Lärm…

US-Forscher haben sogar bewiesen, dass Lärm auf bestimmte Pflanzen einwirkt und die Biodiversität im Allgemeinen beeinflusst.

Pflanzen haben doch keine Ohren, werden Sie mir sagen! Schon klar, bestimmte Pflanzen stehen jedoch in einer direkten Wechselwirkung mit Vogelarten. Zum Beispiel helfen die Vögel bei der Bestäubung und durch den Verzehr der Früchte helfen sie bei der Verbreitung der Samen.

Wenn Vögel also lärmige Zonen meiden, hat dies auch direkte Auswirkung auf die Pflanzen und somit auf die Landschaftsstruktur.

 …und Amphibien auch nicht!

Vögel sind allerdings nicht die Einzigen, die vom menschlich verursachten Lärm gestört werden. Kröten und Frösche verständigen sich ebenfalls mit Lauten, und müssen neue Strategien finden, um dem vermehrten Lärm die Stirn zu bieten!

Eine Schweigeminute für sie…

Lautlos Kommunizieren, das ist möglich!

Wie wir es auf dem Weg zum Garten der Minenarbeiter gesehen haben, Kommunikation ist wichtig, um ein Individuum auszumachen, einen Partner zu finden, sein Revier zu verteidigen, sein Leben zu retten, zusammenzuarbeiten oder um zu zeigen, wer der Chef im Ring ist.

Abgesehen vom Gesang gibt es zahlreiche Möglichkeiten, eine Botschaft zu überbringen…sogar klanglos! Sei es visuell, mittels Berührung, chemisch oder elektrisch (Aua!), innerhalb derselben Tierart oder zwischen unterschiedlichen Tierarten, alle Mittel sind erlaubt!

Damit das klappt, muss ein Individuum ein Signal an einen Empfänger senden. Wenn dieser das Signal empfängt, wird er darauf reagieren und sein Verhalten dementsprechend ändern.

Aber Achtung, ein Signal versenden kostet etwas. Man muss Gerüche oder Farben hervorbringen, tanzen, singen… dies alles verbraucht Energie und birgt auch Risiken. Tja, es kann eben passieren, dass der Sender, überrascht, plötzlich einem Räuber oder Rivalen gegenübersteht, statt dem Weibchen seiner Träume.

Manchmal ist es also ratsam, unerkannt zu bleiben!

  • Visuelle Kommunikation

Vorteil: Rasche Übermittlung

Nachteil: Licht ist notwendig oder muss erzeugt werden (Glühwürmchen, Leuchtkäfer), sichtbar sein ist Voraussetzung

Die visuelle Kommunikation kann auf zwei unterschiedliche Arten erzeugt werden:

  • Mittels Gesten: Haltung/Postur, paradenhafter Auftritt

Man trifft diesen Kommunikationstyp bei den Hundeartigen an wie dem Wolf, mit klarem Ausdruck für Furcht (Schwanz zwischen den Beinen), Unterwerfung (angelegte Ohren) oder Verteidigung (Zähnefletschen).

Bei den Vögeln wird Gestik beim Hochzeitstanz eingesetzt, mit Aufplustern der Federn, Tanz (Haubentaucher, Pfau).

Der Bergmolch hingegen nutzt Schwanzbewegungen, um ein nicht paarungsbereites Weibchen dazu zu bringen, sich auf sein Spermatophorum zu setzen, einem Sack mit Spermatozoen, damit die Befruchtung gelingt. Seine Bewegungen ähneln einem Beutetier, das für das Weibchen unwiderstehlich ist.

“Mit Speck fängt man die Mäuse!”

  • Mittels Farben bzw. Farbmuster

Farbe ist in der Kommunikation wichtig, sie erlaubt, ein Weibchen auf sich aufmerksam zu machen oder einen Räuber zu täuschen. Zur Paarungszeit warten die Männchen manchmal mit einem farbenfrohen Gefieder auf, das ihre Paarungsbereitschaft unterstreichen soll. Andere wiederum wechseln das Gefieder kaum über den Jahreszyklus. Beim Rotkehlchen scheint die rötliche Brust ein wichtiges Signal zur Revierverteidigung zu sein. Eine Studie hat gezeigt, dass ein Rotkehlchen ein rötliches Federbüschel angreift, während es einen Artgenossen, dem man den Bauch abgedeckt hat, völlig ausser Acht lässt!

Und wenn bestimmte Tierarten sich mit auffälligen Farben zeigen, um ihre Feinde vor ihrer Giftigkeit zu warnen – wie zum Beispiel der Feuersalamander -, werden andere es vorziehen, sich zu tarnen oder verschiedene Tricks anzuwenden, um den Gegner zu täuschen. Dies ist der Fall bei bestimmten Schmetterlingen, die ihre augenförmigen Flügelflecke aufdecken, indem sie die Flügel gross aufklappen, um einen Vogel zu erschrecken, womit sie dem kleinen Piepmatz einen grimmigen Blick vortäuschen.

  • Taktile Kommunikation

Vorteil: Übertragung einer grossen Anzahl von Botschaften innert kurzer Zeit

Nachteil: Bedingt Körperkontakt, Übermittlung über kurze Distanz

Diese Kommunikationsmethode ist weit verbreitet, bedingt jedoch Intimität. Sie ist üblicherweise bei sozialen Gruppen in Gebrauch, wie den Affen (Entlausen), den Wölfen (Lecken), und bei Eltern-Kind-Beziehungen vieler Säugetiere.

Auch Ameisen verwenden diese Methode. Sie reiben sich gegenseitig Beine und Fühler, und dabei bleibt es beileibe nicht… Fortsetzung beim nächsten Punkt!

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Paviane geben sich gegenseitig Informationen, wenn sie sich gegenseitig entlausen.
  • Chemische Kommunikation

Vorteil: Übertragung komplexer und dauerhafter Botschaften, bis über mehrere Tage hinweg

Nachteil: Wirkt nur langsam und über kurze Distanz

Diese Kommunikationsart ist vor sehr langer Zeit entstanden, ist also weit verbreitet, insbesondere bei den Insekten. Die Ameisen als Beispiel würgen einem anderen Individuum Nahrung heraus, die voller Botschaften ist, den Pheromonen. Dieses “Erbrechen” der Ameisen soll ihnen erlauben, sich zu erkennen, doch, doch! Nachtaktive Tierarten verwenden diese Technik ebenfalls, um einen Partner zu finden, viele Nachtfalter empfangen die Pheromone ihres zukünftigen Partners mittels ihrer Fühler.

Auch die Säugetiere sind grosse Chemiefreaks! Sie markieren ihr Revier mit ihren Exkrementen, einem Urinstrahl voller Pheromone (Rotfuchs, Hund), oder indem sie ihre Hörner an Bäumen reiben (Hirsche, Rehe). Diese Geruchsmarkierungen geben Auskunft über Identität, sexuellem Zustand, Gruppenzugehörigkeit und Reviergrenzen. Pflanzen produzieren ebenfalls Pheromone, um Insekten anzuziehen und ihre Bestäubung sicherstellen.

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Ameisen kommunizieren durch den Austausch von taktilen und chemischen Botschaften.
  • Elektrische Kommunikation

Vorteil: Macht die Räuber nicht auf sich aufmerksam

Nachteil: Wirkt nur im Wasser und auf wenigen Metern

Diese Kommunikationsart ist eher selten. Lediglich einige Süsswasserfische in trüben Gewässern mit schwacher Sichtweite verwenden sie.

  • Kommunikation mittels Lauten

Vorteil: Kann nachts benützt werden, in verschiedenen Lebensräumen, kann jederzeit unterbrochen werden, ist rasch und auf grossen Distanzen wirksam

Nachteil: Risiko, dass Räuber aufmerksam werden

Dies ist die bevorzugte Technik der Vögel, jedoch nicht nur bei ihnen. An warmen Sommerabenden gibt es einen Austausch mit der benachbarten Wiese: Heuschrecken und Grillen zirpen um die Wette. Und im Frühling findet am Ufer des Weihers das reizendste Konzert statt: Das Quaken der Frösche und Kröten in D-Moll.

Weit weg von hier sind – laut professionellen Bioakustikern – gewisse Säugetiere in der Lage, Laute von sich zu geben, die bis zu 10’000 km weit tragen… also ein Viertel des Erdumfangs weit! Die Tiere hören nicht auf, uns in Erstaunen zu versetzen.

Und übrigens, wir selbst, die wir quasi auch Säuger sind, welche Kommunikationsart bevorzugen wir eigentlich?

Wenn der Klang und das Visuelle bisher beim Menschen am weitesten entwickelt waren, vielleicht verändert sich dies gerade zum Vorteil der Taktilität?

Nicht die Haut eines anderen Individuums wird jedoch getätschelt, um eine Botschaft zu übermitteln, sondern – sehr wohl! – ein Bildschirm. Nicht so sinnlich, oder?